AWP München

Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)


Die DBT wurde von
Marsha M. Linehan als störungsspezifisches Behandlungskonzept für PatientInnen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung entwickelt und wissenschaftlich evaluiert. Im Zentrum der Behandlung steht die Verbesserung der Affektregulation. Dies beinhaltet die Vermittlung von spezifischen Fertigkeiten, die Arbeit an der Motivation zur Veränderung, die Verbesserung der Selbstwertproblematik sowie der spezifischen Beziehungsgestaltung. Die Behandlung ist klar strukturiert und lässt dennoch Raum für individuelle Fallkonzeptualisierung.
 
DBT
Die Dialektisch Behaviorale Therapie als komplementäres, komplexes, moduläres Behandlungskonzept

Die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) wurde in den achtziger Jahren von M. Linehan (University of Washington, Seattle, USA) als störungsspezifische ambulante Therapie für chronisch suizidale Patientinnen mit BPS entwickelt ( Linehan, 1993, Bohus, 2002).
Die DBT versucht eine therapeutische Antwort auf die spezifischen Anforderungen dieser Störung zu geben. Vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen und psychopathologischen Forschungs-Ergebnisse wurden die therapeutischen Methoden überprüft, entwickelt und darauf abgeglichen. Somit basiert die DBT auf einem neuro-behavioralen Konzept. Sie ist keine eigenständige Schule, sondern eine Art Matrix, in der sich heuristisch die jeweiligen Behandlungsmethoden  nach unterschiedlichen Anforderungen organisieren. Die DBT kann somit als Prototyp einer methodenintegrativen störungsspezifischen Therapie bezeichnet werden.
Die Entscheidungsheurismen sind im Sinne von „wenn-dann“ Konstruktionen organisiert: Wenn zum Beispiel selbstschädigendes Verhalten auftritt, dann erfolgt die Durchführung einer Verhaltensanalyse; wenn die Verhaltensanalyse zeigt, dass das Verhalten durch positive Konsequenzen gesteuert wird, erfolgen Veränderungen der Kontingenzen, zeigt sich aber, dass mangelhafte Problembewältigungskompetenz als Auslöser zu sehen ist, so arbeitet der Therapeut an deren Verbesserung. Diese Behandlungsleitlinien sind für Patient, Therapeut und Supervisor gleichermaßen transparent.
Die DBT integriert ein weites Spektrum an therapeutischer Methodik aus dem Bereich der Verhaltenstherapie, der kognitiven Therapie, der Gestalttherapie, der Hypnotherapie und der Meditation. Um den Anforderungen an eine wissenschaftlich überprüfbare Therapie für dieses komplexe Störungsbild zu entsprechen, mussten eine Vielzahl von strukturbildenden Richtlinien entwickelt werden. Die Komplexität der Störung spiegelt sich nicht zuletzt im strukturellen Konzept der DBT. Es handelt sich um ein Modulkozept, welches eine Kombination zwischen Einzeltherapie, Gruppentherapie und Supervision vorschlägt. Neben diesen integralen Bestandteilen ist es hilfreich, mit einer stationären Einrichtung zu kooperieren. Sozialarbeiter, Pharmakotherapeuten, Körper- und Traumatherapie vervollständigen fakultativ ein komplexes therapeutisches Netzwerk. Im folgenden wird zunächst die Aufgabenzuschreibung zu den vier Behandlungsmodulen vorgestellt:
Die ambulante Einzeltherapie erstreckt sich auf einen Zeitraum von 2 Jahren mit 1–2 Behandlungsstunden pro Woche. Im Rahmen seiner individuellen Möglichkeiten sollte der Einzeltherapeut zur Lösung akuter, eventuell lebensbedrohlicher Krisen telefonisch erreichbar sein. Zeitgleich zur Einzeltherapie besucht der Patient wöchentlich einmal für zwei bis drei Stunden eine Fertigkeitentrainingsgruppe. Diese Gruppe orientiert sich an einem Manual und arbeitet über einen Zeitraum von 6 Monaten. Es hat sich als hilfreich erwiesen, gegebenenfalls einen zweiten Turnus anzuschließen. Die Kommunikation zwischen Einzel- und Gruppentherapeuten erfolgt im Rahmen der Supervisionsgruppe, die ebenfalls wöchentlich stattfinden sollte. Der Einzeltherapeut ist gehalten, die in der Fertigkeitengruppe erlernten Fähigkeiten fortwährend in seine Therapieplanung zu integrieren, um so die Generalisierung des Erlernten zu gewährleisten. Den Strukturen, Regeln und der inhaltlichen Gestaltung der Supervisionsgruppe widmet M. Linehan ein breites Kapitel in ihrem Handbuch, was deren Bedeutung für das Gesamtkonzept der DBT verdeutlicht. Der Einsatz von Video- oder zumindest Tonträgeraufzeichnungen der Therapiestunden gilt für eine adäquate Supervision als unabdingbar.
Der motivationale Aspekt erscheint vor dem Hintergrund der bereits erwähnten häufigen Therapieabbrüche von besonderer Bedeutung. Übereinstimmend zeigen alle bislang publizierten Studien zur Wirksamkeit der DBT eine hochsignifikant verbesserte Therapiecompliance im Vergleich mit unspezifischen Behandlungen (Koerner & Dimeff, 2000). Neben strukturellen Aspekten (Einbindung in Gruppen- und Einzeltherapie), spielt sicherlich die therapeutische Haltung, wie sie von Linehan in den „Grundannahmen“ formuliert wurde, auch in diesem Aspekt eine wesentliche Rolle.